Donnerstag, 25. Juli 2013

Paradies

Songzitat des Tages:
"There is a thin line between what is good and what is evil
 And I will tiptoe down the line but I will feel unstable"
- Tight Rope - Papa Roach

"Ich halt das nicht mehr aus, Lucy. Ich kann nicht mehr. Ich muss es tun. Ich brauch es." ,
murmelte ich ihr verzweifelt zu und strich ihr abermals mit zitternder Hand über den Kopf. Mit wachsamen Blick sah sie mir zu, wie ich meine versteckte Klinge rausholte und sie vor mir auf den Schreibtisch legte. "Es tut mir leid, Süße" , sagte ich und setzte die Klinge an meinen Arm. "Nur einmal. Mehr will ich gar nicht. Einmal. Das ist doch in Ordnung, oder?" Der ernste Blick, der jede meiner Bewegungen folgte, sagte das Gegenteil. "Ich weiß, Süße. Ich weiß. Es ist das letzte Mal. Versprochen." Sie legte ihren Kopf wieder auf ihre samtweichen Pfoten und demonstrierte mir, dass sie mir nicht glaubte. Warum sollte sie auch? Ich hab dieses Versprechen ja schon unzählige Male gebrochen. "Wirklich. Nur noch dieses eine Mal." Wollte ich wirklich die Katze überzeugen? Oder versuchte ich nicht doch nur, mein Gewissen zu beruhigen?
Ich atmete tief durch und drückte das kühle Metall an meine Haut. Es war so angenehm, so befreiend - allein zu wissen, dass der Schmerz gleich kommen wird. Ich verstärkte den Druck und beinah genießerisch, empfing ich das schwache, protestierende Pochen, als die Klinge meine Haut durchschnitt. Ein hellrote Perle bahnte sich den Weg hinaus ins Freie.
"Siehst du, Lucy, war doch gar nicht so schlimm." Mit dem eisernen Willen einer Katze ignorierte sie mich; aber mir war das egal. Ich war zu Hause. In meinem kleinen Paradies aus Schmerz, Blut und Tränen. Wenigstens für einen kurzen, sicheren Augenblick.

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