Dienstag, 5. November 2013

Infest

Songzitat des Tages:
" Is there anybody out there? Can you pull me from this ocean of despair?
I'm drowning in the pain. Breaking down again"
 - Lifeline - Papa Roach

Ich ballte meine Hände in meinem Schoß so fest zusammen, dass meine dunkelrot lackierten Fingernägel ins Fleisch schnitten und starrte mit leerem Blick aus dem Fenster. Die schon fast laubleeren Bäume rasten an mir vorbei, doch ich nahm sie genauso wenig wahr, wie die Stimme, die die nächste Haltestelle ankündigte. Ehrlich gesagt, wollte ich sie auch gar nicht hören. Wollte nicht ankommen, einfach nur in der S-Bahn sitzen, von alten Menschen schief angeguckt werden, weil ich ein Piercing habe. Einfach nur hier sitzen und bis zur Endstation fahren - und dann wieder zurück - und nochmal. Solange bis ich sicher sein konnte, dass zu Hause alle schlafen, ich niemanden begegnegen muss, mit niemanden reden muss, sondern mich einfach in mein Zimmer verkriechen kann. Aber es ging natürlich nicht.
In Gedanken spielte ich alle möglichen Szenarien durch, wie ich mich am besten ungestört in meinem Zimmer kommen kann, um mich in mein Bett zu legen und fortzufahren, mit meinem leeren Blick die Decke zu durchbohren.
Aber es kommt natürlich nie so, wie man es möchte. Kaum habe ich die Haustür aufgeschlossen, wurde ich nahezu mit Worten bombardiert. Vorträge über Schule, Fragen und irgendwelche Planungen für die nächste Zeit.
Meine Unwilligkeit zu antworten stieg von Sekunde zu Sekunde mehr und als mein kleiner Bruder es schließlich auf die Höhe trieb, stieß ich mein kaum angerührtes Essen von mir, rief ein "Lasst mich doch einfach in Ruhe!" in die Runde, ging in mein Zimmer und schloss lautstark die Tür ab.
Ich schmiss mich auf mein großes Bett und steckte meinen Kopf in das tröstende Kopfkissen. Die Frau von meinem Vater wäre aber nicht die Frau von meinem Vater, wenn sie nicht auf mega verständnisvoll tun würde, aber im Grunde genau das Gegenteil tat und gefühlt alle 5min. an der Tür klopfte, um mir etwas "wichtiges" zu erzählen.
Ich bereute es, die kleine Klinge aus meinem Zimmer entfernt zu haben, die mich in diesen Momenten vor einem Ausbruch bewahrt hatte.
Aber ich bereute es noch mehr, als die leise, flüsternde Stimme in meinem Kopf wieder begann, mich mit meiner Vergangenheit zu foltern, bis ich mit Tränen in meinen Augen begann, mein Bein mit meinen Fingernägeln zu malträtieren.

Wie lange halte ich es aus, nichts zu sagen? Diese "Sache" in mir zu verbergen? Wie komme ich da jemals heil raus? Ich kann nicht mehr.

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