Dennoch schnürte mir etwas den Hals zu. Der Absender war nämlich nicht wie jeder andere. Der Absender war ... speziell.
Obwohl ich wusste, dass ich es lassen sollte, obwohl ich wusste, dass ich die Karte nicht ohne Grund so tief in diesen Papierstapeln vergraben habe, die ich so ungern aufräume und ordne, tat ich es.
Ich legte die Hefte, Blätter und Prospekte neben mich und bückte mich nach der hellgrünen Karte, lief langsam zu Heizung und ließ mich an ihr hinabgleiten. Mit angewinkelten Beinen studierte ich die Vorderseite, sog jedes Wort in mich auf und versuchte die Eigenschaften mit mir in Verbindung zu bringen. Manche gingen, andere ließen mich einfach nur schlucken. Bei "Liebe" fing ich an sarkastisch zu grinsen.
Da mir das einfache Anschauen aber nicht reichte, sondern mich noch mehr quälen wollte,
klappte ich die Karte auf - und sofort wieder zu.
Allein diese Handschrift zu sehen, trieb mir Tränen in die Augen. Immer noch. Wütend
Verstört, aber voller Genugtuung, weil ich den leichten Anflug von Hass - ja, Hass - in mir gespürt habe und der mir zeigte, dass ich die Kraft habe, Gleichgültigkeit vorzutäuschen und alles wieder zu verdrängen.
Mit einem Lächeln auf dem tränennassen Gesicht stand ich auf und versteckte die Karte erneut vor mir.
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