Samstag, 7. Juni 2014

Naiv.

Mit ungläubigen Blick starrte ich auf die beiden Personen, die keine 10m von mir entfernt saßen und miteinander kuschelten.
Der Typ, den ich seit ein paar Wochen datete, mit dem es so gut lief, dass ich meine Gefühle endlich mal wieder zugelassen habe, weil es sich richtig angefühlt hatte. Und wenn man vor seinen Freunden bereits Händchen hält und sich aneinander schmiegt, darf man doch hoffen, dass es ihm ernst ist, oder?
Mein Körper war wie erstarrt und meine Freundin legte einen Arm um mich, wollte mich beruhigen, mir Trost spenden. Doch ich stoß ihren Arm weg. Körperliche Nähe war in dem Moment wie Gift für mich.
Als die beiden sich küssten, brach die Starre und bevor ich etwas tun konnte, lief ich zu ihm hin und tippte ihm auf die Schulter.
Er schreckte hoch. "Alter, hast du mich erschrocken" , sagte er - ohne Gewissensbisse.
"Hättest du das nicht vorher sagen können?" , fragte ich traurig.
Das andere Mädchen sprang auf und haute ab. Ich sah ihr nach. Weder wütend noch enttäuscht von ihr. Sie konnte ja nichts dafür.
Langsam stand er auf und versuchte mir zu erklären, dass es daran lag, dass ich Berlin verlassen wollte und er auf der Suche nach etwas festem war und die andere bleiben wollte.
Mein Mund war so trocken, als hätte ich gerade einen Marathonlauf in der Wüste hinter mir, ohne einen Tropfen Wasser zu mir zunehmen. Dennoch war ich nicht in der Lage, die Flasche, die ich in der Hand hielt, an meinen Mund zu führen.
Ich war so geschockt, enttäuscht, traurig, dass ich schon wieder an einen Arsch geraten bin.
Frustriert über meine Gefühle und dass ich ihm das, was gerade passiert war - was mit der anderen zeitgleich mit mir lief - verzeihen konnte.
Närrin schalt ich mich in Gedanken und fragte trotzdem: "Glaubst du, wir könnten nochmal von vorn beginnen?"
"Ich weiß es nicht. Ich will dir mit deinen Wünschen nicht im Weg stehen. Ich will nicht der Schuldige sein, wenn du alles aufgibst."
"Aber das tust du nicht! Und sollte ich nach Frankfurt (Oder) gehen, würde ich doch sowieso immer hin und her pendeln. Der Weg ist ja nicht weit."
Seine gequälten Augen ließen mich hoffen, dass er mich immer noch wollte. Aber was war mit der anderen?
"Versprichst du mir, dass du darüber nachdenkst und mir schreibst? Ich möchte nicht, dass das so zu Ende geht" , flehte ich ihn an.
Er nickte und ich umarmte ihn ein letztes Mal, bevor ich zurück zu meiner Freundin ging, die mich sofort bestürmte, ihn beleidigte, mich drücken wollte. Doch ich wehrte ab. Ich konnte nicht.
"Sagst du den anderen bitte, dass ich gehe? Ich kann das nicht mehr, ich muss will nach Hause" Damit wendete ich mich ab, gab die Flasche ab und verließ den Club.
Es war kalt, doch ich war nicht in der Lage meine Jacke anzuziehen. Mir war schlecht.
Womit habe ich das verdient, dass ich nur an solche Arschlöcher gerate? WOMIT?

Zu Hause legte ich mich ins Bett, doch das Wirrwarr in meinem Kopf ließ mich nicht zur Ruhe kommen. Stattdessen stand ich auf und überlegte, was ich ihm für eine SMS schreiben könnte, weil ich nicht das losgeworden bin, was ich zu sagen hatte.
Ich schrieb erst alles auf , gab mir die Blöße vor diesem Typen, weil ich ihn nicht verlieren wollte oder weil er wissen sollte, was er mir angetan hat.
Die SMS wurde zu einem Roman - auf die keine Antwort kam.


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